Verhaltenstherapie – Ein kraftvolles Werkzeug
Sie können davon ausgehen, dass ein hoher Prozentsatz des Verhaltens automatisiert abläuft und Sie sich dessen nicht bewusst sind. Der Mensch entwickelt komplexe soziale Verhaltensmuster im Verlauf der individuellen Lebensgeschichte, weil er bestimmte Wünsche und Bedürfnisse hat, die mehr oder weniger unter bestimmten Bedingungen im Elternhaus erfüllt werden. Diese Muster bleiben meistens ein Leben lang bestehen, auch wenn sich die Lebensumstände geändert haben.
Sie dürfen sich zu Recht fragen: Wenn ich angeblich automatisiert handle, wo bleibt da mein freier Wille?
Der freie Wille ist erst dann gegeben, wenn Sie die Wahl haben. Und die Wahl haben Sie erst, wenn Sie wissen wofür oder wogegen Sie sich entscheiden möchten. Das können Sie aber erst dann, wenn Sie wissen, welche Alternativen es gibt und welchen Nutzen sie bieten. Das Elternhaus ist für ein Kind das wichtigste Bezugssystem, wo es sich anpassen muss und seine ersten und wichtigsten Schlüsse über das Leben zieht. Da hatten Sie nicht viele Wahlmöglichkeiten. In der sogenannten Bedingungsanalyse rolle ich mit Ihnen diese Lerngeschichte wieder auf, um zu verstehen, wie es dazu gekommen ist, dass ein Mensch so denkt, fühlt und handelt, wie er es eben tut. Warum er/sie – noch – nicht anders kann, als es eben genau so zu machen.
Zu Beginn einer Therapie arbeite ich erst einmal gerne mit der Mikroanalyse, die genau untersucht, was in einer bestimmten Situation bei Ihnen abläuft. Und zwar in dem Moment, wo sich entscheidet, wie sie handeln oder nicht handeln. Es betrifft in der Regel einen Zeitraum von maximal einer Sekunde, in dem alles abläuft: die Auslöser, die Gedankenprozesse, die emotionale Reaktion, die darauf folgende Handlung. Wenn Sie das verstehen lernen, dann haben Sie den ersten Schritt zur Selbsterkenntnis getan. Selbsterkenntnis ist sehr wichtig für den Heilungsprozess, denn nur das, wofür Sie Bewusstsein haben, können Sie verändern.
Für Bedingungsanalyse und Mikroanalyse habe ich eine spezielle Fragetechnik entwickelt, mit der wir auch vorbewusste und unbewusste psychische Prozesse auffinden können. Mit dieser Fragetechnik ist es möglich, in tiefere Schichten der Psyche zu gelangen, wo die unbewussten Motive des Handelns verborgen sind.
Die Ergebnisse dieser Erforschung der individuellen psychischen Motivstruktur bespreche ich ausführlich, damit die Patienten/Innen sich selbst besser verstehen, besser annehmen können und die nächsten Schritte im therapeutischen Prozess mittragen können. Sie werden also in die Lage versetzt, Entscheidungen zu treffen, wie sie weiter leben wollen und was sie dafür tun möchten.
In meiner Praxis in Mering bei Augsburg arbeite ich mit kognitiver Verhaltenstherapie. Kognitiv heißt „gedanklich“, was betont, dass es auch um die geistige Verarbeitung von Situationen geht. Gedankenprozesse können eine psychische Störung verursachen, verschlimmern oder aufrecht erhalten. Kognitive Verhaltenstherapie wird bei allen psychischen Störungen (wie z.B. Depressionen, Ängsten, Zwangsstörungen, Essstörungen, Burnout …) angewandt. Sie hat sich seit den 80iger Jahren stark weiter entwickelt und ist heute ein Verfahren mit umfangreichem Repertoire, das die Lerngeschichte, Gedanken, Emotionen, Verhalten und das Zusammenspiel aus allem berücksichtigt.
Autorin: Dipl.-Psych. Lydia Decker