Der Tod ist ein Übergang
Hier möchte ich meine ganz persönliche Meinung zum Thema Tod und Sterben und dem Leben danach mitteilen. Jeder Mensch kann sich darüber natürlich seine/ihre eigene Meinung bilden und glauben, was sie/er will. Ich schreibe jedoch darüber, weil in unserer Gesellschaft so wenig zu diesem Thema zu erfahren ist. Wir vermeiden dieses Thema lieber oder verlassen uns auf den Pfarrer. Aber der vertritt ebenfalls nur seine individuelle Anschauung oder die Lehrmeinung seines Arbeitgebers.
Ich bin nach vielen Jahren des Lesens und Lernens zu diesem Thema zu der Überzeugung gelangt, dass der Tod kein Ende ist. In den meisten spirituellen Traditionen der Menschheit wird das so gelehrt und etwas Anderes macht für mich auch keinen Sinn. Denn welchen Sinn sollte ein Leben haben, das nach einer schlecht oder recht verlaufenen Lebenszeit mit all ihren Schwierigkeiten und dem ganzen Versagen, der Not, der Bemühung und des Scheiterns und Wieder-Aufstehens oder des materiellen Erfolgs und ein paar Glücksmomenten einfach so ins Nichts verschwindet? Haben wir dafür dieses immense Potential an Bewusstsein, an Kreativität, an Intelligenz, an Liebesfähigeit bekommen? Das ist einfach unlogisch. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit diesem Potential ausgestattet sind, um es im Leben zu entfalten. Die christlich-kirchliche Lehrmeinung heutzutage ist, dass wir zwar ein Leben nach dem Tod haben, aber das spielt sich entweder im Himmel oder in der Hölle ab. Das würde bedeuten, dass wir nur eine Chance haben, die wir in diesen paar Jahren auf der Erde entweder genutzt haben oder durchgefallen sind. Und das alles, um danach für immer und ewig irgendwo als reines Bewusstsein mit dem ganzen riesigen Potential herumzulungern? Das wäre doch wieder eine grandiose Verschwendung und ergibt keinen Sinn.
Wenn ich von einem Leben nach dem Tod ausgehe, dass ist auch klar, dass es ein vom materiellen Körper unabhängiges Sein geben muss, denn der Körper wird irgendwann funktionsuntüchtig und löst sich nachweislich auf. Dieses unsterbliche Sein empfindet sich als ein von Anderen getrenntes Ich. Wenn sich dieses Ich zu seinem vollen Potential entwickeln soll, muss es die Möglichkeit haben, lernen zu können, das heißt, Erfahrungen speichern zu können und weiter nutzen zu können. Für mich ist es darum nur logisch, dass das unsterbliche Sein mit einem Ich-Bewusstsein immer wieder eine neue äußere Hülle annimmt, um in dieser Realität Erfahrungen machen zu können. Für mich ist es nur naheliegend, dass wir uns immer wieder neu in einen Körper inkarnieren, um weiter zu lernen und unser Potential zu entfalten. So wird es auch in den meisten spirituellen Traditionen gesehen.
Es gibt auch eine andere Auffassungen, die ich aber wiederum nicht logisch finde. Da wird die Meinung vertreten, dass sich das Ich-Bewusstsein immer wieder in einem großen Bewusstsein auflöst und sich für eine neue Inkarnation ein neues zufälliges Ich-Bewusstsein bildet. Diese Idee würde bedeuten, dass jede Wiedergeburt von einem neuen hohen Selbst beseelt ist, das an keine individuellen Erfahrungen anknüpft, sondern an die Erfahrungen eines großen Geistes oder Gesamtbewusstseins. Es gäbe in diesem Konzept keine individuelle Entwicklung, sondern nur eine gesamt-universelle Entwicklung.
Ich gehe davon aus, dass daran auch etwas richtig ist, aber trotzdem eine individuelle Entwicklung statt findet. Jeder Mensch ist eine individuell zentrierte Bewusstseinsform, die sich als Ich empfindet, auch wenn diese Trennung eine Konstruktion des überindividuellen Bewusstseins ist. Einfacher ausgedrückt: „Ich“ bin eine Seele, die in einem Körper wohnt, bis er stirbt. Dann komme ich zurück in einen neuen kleinen Körper, der wieder heranwächst, bis er stirbt, usw. usf. Das mache ich solange, bis ich genug gelernt habe und in der göttlichen Bestimmung angekommen bin.
Dazu muss ich verstehen, dass ich zwar ein Ich, aber nicht diese Person mit diesem Charakter und seinen Vorlieben und Abneigungen bin, sondern ein unsterbliches Wesen „nach Gottes Abbild“ (Bibel, AT). Aber erst, wenn ich alle Vorstellungen davon aufgegeben habe, wer ich bin, können sich die göttlichen Eigenschaften des höheren Selbst durch mich ausdrücken. In diesem Prozess sehe ich den Sinn der Reise des Lebens.
Sollte eine Leserin, ein Leser jetzt der Meinung sein, dass dann ein Selbstmord ja keine schlimme Sache sei, so bitte ich zu bedenken: Sie werden wieder zurück kommen und nichts hat sich geändert, weil der Prozess da weiter gehen muss, wo er unterbrochen wurde.
Autorin: Dipl.-Psych. Lydia Decker